Aus sicheren Quellen ist eine mehrteilige Audio- und Videoinstallation, die sich mit einer in den Massenmedien allgegenwärtigen Rhetorik der Krise beschäftigt. In diesem Zusammenhang wird eine Betrachtersituation im Raum entworfen, die versucht diesen öffentlich-medialen „Krisensprech“ aufzuschlüsseln und dadurch in ein Verhältnis zu individuellen Erfahrungswelten der Betrachter zu setzen.
Das Verständnis, von dem was eine Krise ausmacht, hat sich seit der Antike grundlegend gewandelt. War eine Krise in ihrer ursprünglichen Bedeutung eine zeitlich begrenzte, problematische Entscheidungssituation, die mit einem Wendepunkt verknüpft war, so ist sie heute gerade in ihrer medialen Wahrnehmung zu einem nicht enden wollenden Dauerzustand geworden. Zum einen kann dies in Zeiten eines Informationsüberschusses durch das Internet mit der Tatsache begründet werden, dass es immer schwieriger wird Nachrichten erfolgreich abzusetzen - „Only bad news are good news“. Doch kann das Gefühl einer grundlegende Krisenhaftigkeit auch als Folgeerscheinung der Moderne insgesamt verstanden werden, wie der Soziologe Armin Nassehi feststellt:
"Die zentralen Instanzen der Gesellschaft wie Wirtschaft und Politik, Wissenschaft und Religion, Kunst und Bildung entwickeln völlig unterschiedliche interne Logiken, Erfolgsbedingungen, Reflexionstheorien, Erwartungsstile und Funktionen und werden einerseits unabhängiger voneinander, andererseits bleiben sie stets krisenhaft, weil nicht wirklich mit Passung aufeinander bezogen. (…). Die Moderne ist letztlich unregierbar – und das gilt als Erfahrung komplexer gesellschaftlicher Bereiche ebenso wie für die individuelle Lebensführung.“ Armin Nassehi: Der Ausnahmezustand als Normalfall – Modernität als Krise, Kursbuch 170. Krisen lieben, S.38 – 40, Murmann Verlag, Hamburg, 2012
Giorgio Agamben sieht in dieser Grunderfahrung moderner Gesellschaften des Weiteren sogar den Grundstein für eine Entwicklung gelegt, in der die „Dauerkrise“ letztendlich zu einem Herrschaftsinstrument wird, einem stetigen Drohszenario, das die Menschen in höchster Schlagzahl am Laufen hält, währenddessen Entscheidungen ohne vorangehende Debatte an den Bürgern vorbei getroffen werden können. Die zentrale Funktion der Vermittlung eines solchen Gefühls dauerhafter Krisenhaftigkeit übernimmt dabei eine über die Massenmedien verbreitete Krisenrhetorik, die einer subtilen Doppelbotschaft folgt: Einerseits scheinbar beruhigend auf die Menschen einzuwirken, andererseits stets eine untergründige Bedrohung aufrecht zu erhalten.