Die Videoinstallation Kurzer Prozess zerlegt den Moment der Beurteilung in Castingshows in seine charakteristischen Einzelteile. Auf der einen Seite steht die emotionale Spannbreite der Kandidaten zwischen Hoffnung und Verzweiflung, auf der anderen Seite die autoritäre Jury, die über die Kandidaten urteilt. Dabei setzen sich die Kandidaten oft unterwürfig der Willkür der Jury aus, ohne den Gehalt der jeweiligen Urteile zu reflektieren. Sie reagieren mit purer Emotionalität, welche die Jury mit ihren Aussagen bewusst intendiert. Die Castingshow stellt damit den Prototyp eines Machtsystems dar, welcher einerseits existierende Strukturen in der Gesellschaft widerspiegelt, andererseits jedoch durch massenhaftes Wiederholen solcher Prozesse in diesen und ähnlichen Formaten in den Medien einen Modell- und Vorbildcharakter erhält, der Verhaltensweisen in der Gesellschaft neu erzeugt. Die Videoinstallation greift die Situation während des Urteils auf, indem sie einen Bildschirm, auf dem die weinenden Kandidaten zu sehen sind, den gebeamten Juryzitaten gegenüberstellt. Durch das asynchrone Abspielen der beiden Videoloops treffen immer wieder verschiedene Schriftzüge auf unterschiedlich Gesichtsausdrücke und Reaktionen der Kandidaten. Zufälligkeit und Beliebigkeit der Kombinationen entlarven den autoritären Charakter des bestehenden Machtverhältnisses zwischen Jury und Kandidat. Die Wucht der Urteile ruft wiederholend gleiche Reaktionsmuster hervor. Der Rezipient selbst kann dabei die Rolle des Beobachters oder des gedemütigten Kandidaten einnehmen.