Form Follows Function ist eine aus aktuellen, offiziellen Presseportraits führender deutscher Politiker entwickelte Serie von Fotografiken, die dem Verhältnis zwischen Persönlichkeits- und Imageabbildung innerhalb dieser Fotoinszenierungen nachspürt.
Dazu wird aus den Portraits zunächst das entfernt, was sie aufs Erste auszumachen scheint: Die porträtierte Person selbst. Die Bilder werden hierfür in sich zusammengeschoben, Hände und Gesichter digital "weggefaltet", so dass das neu entstandene Bild nur noch die Kleidung im fotografischen Setting zeigt und entpersonalisierte Politikerportraits entstehen. Wird in den orginalen Portraits noch versucht den Betrachtern durch eine vordergründige Inszenierung von Persönlichkeit vorzumachen tatsächlich einen Blick auf den Menschen hinter der politischen Funktion erhalten zu können, so zeigt Form Follows Fuction, dass selbst unter Auslöschung der Gesichter die Bildaussage der Portraits nahezu unverändert bleibt und allein das vorgefertigte Image dafür verantwortlich ist. Nicht der eigentliche Bezugspunkt eines Portraits, die abgebildete Person, trägt also in offiziellen Presseportraits die Hauptbildaussage in sich, sondern die inszenatorischen Hülle (Dresscode, Farbmanagment, Setting, Körperhaltung etc.), die bereits vorher unabhängig von den Persönlichkeiten gestaltet wurde, um dann nur noch wie ein Behälter mit den jeweiligen Politikeridentitäten aufgefüllt zu werden. Im strengsten Sinn bestimmt hier die Funktion (Repräsentation des Amtes und Imagebildung) die Form der Bilder.
Form Follows Function stellt diese Bildfunktion frei, indem die mit ihrem Image verschmolzenen Politikerpersönlichkeiten aus den Bildern herausgelöst werden, um gerade dadurch neue Portraits zu schaffen, die in der Individualität der Form wieder dazu einladen, sich Vorstellungen über die Persönlichkeit porträtierter Charaktere zu machen.